Denkt Sie Wärme? // Summer Backyard
- Patrick Castell
- Jun 16, 2015
- 1 min read
Reisetagebuch, Juni 2015
dösende alleen. alte sowjet-paläste ducken sich im sonnenglast. ab und an wind von rotem samt. aus tiefen träumen schrecken platanen hoch. schütteln sich. schatten flattern auf ins helle mittagslicht. chisinau.
samtpfotig, ich. ziellos meinen weg setzend. mit halbgeschlossenen augen, aufmerksam.
chisinau, ein wald in einer stadt. ein verwilderter garten im hinterhof europas. wildrosen blühen hier. auf längst vergessenen gleisen rosten kriegszüge.
chisinau, eine stadt in einem wald. ein in bernstein gegossener glaube, dem die zukunft abhanden gekommen ist. wie leicht und weit mir hier plötzlich alles ist.
samtpfotig, ich. ziellos meinen weg setzend. mit geschlossenen augen, ziellos meinen weg setzend.
galina, meine kleine bäuerin. irgendwo an einer staubigen landstrasse, in ihrem kleinen blauen häusschen. irgendwo, gewiss. wenn ich mich nur an den namen des dorfs erinnern könnte. wir graben gemeinsam das feld hinter dem haus um. sie reicht mir frischen ziegenkäse. er schmeckt nach salz und vanille. sie erzählt wie hart ihr leben ist. ich sehe es selbst.
später: ich biete an, essen einzukaufen, sie schreibt die einkaufsliste. ihr jüngster sohn, juri, rennt damit los. ich verzweifelt: warte!
samtpfotig, ich. mit geschlossenen augen, weglos zum ziel.
dösende alleen. sonnenglast. ab und an wind von rotem samt. aus tiefen träumen schrecken alte weiden hoch, schütteln flaum aus ihren haaren. plötzlich schneit es.
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